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Haus Marienbiltgen
Hochstraße 20, 56321 Rhens
Das Haus Marienbiltgen auch "Zum Marienbildchen " genannt ist ein stattliches Wohnhaus und wurde im Jahre 1734 von dem Ratsherr Philipp Altenhofen (1686-1770) und errichtet.
Von 1651 bis 1685 befand sich genau an dieser Stelle das Kirchhaus der evangelisch-reformierten Gemeinde zu Rhens. Hierbei handelte es sich um einen Gemeindesaal, der mit Bänken und einer Kanzel ausgestattet war. Nachdem Kurköln 1679 entgegen der Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 die Konversion bzw. die Auswanderung der letzten Rhenser Protestanten verfügt hatte, kam 1685 die über 150 Jahre alte evangelische Tradition der Stadt Rhens gänzlich zum Erliegen. Um jedes äußerliche Zeichen einer konfessionellen Spaltung der Stadt zu beseitigen, wurden Bänke und Kanzel entfernt. Das Gebäude wurde an einen Schmied vermietet, konnte aber trotz aller Anstrengungen des damaligen Pfarrers Daniels nicht für die katholische Kirche eingezogen werden, weil es den Landgrafen von Hessen gehörte. 1698 brannte das Gebäude ab - angeblich, weil der Schmied etwas unvorsichtig mit dem Feuer hantiert hatte. Dennoch hielten sich die Gerüchte, dass der Schulmeister den Brand vorsätzlich gelegt hatte. Beweise für diese Annahme konnten oder wollten nicht erbracht werden. Das Grundstück mit dem eingestürzten Keller des evangelischen Kirchhauses blieb unbebaut, bis die hessischen Behörden um 1730 durch einen Zufall darauf aufmerksam wurden, dass sie in Rhens noch ein Grundstück besaßen. Sie verkauften den Baugrund an Philipp Altenhofen und stifteten den Erlös zum Neubau der evangelisch-reformierten Gemeinde in Bad Schwalbach, die der letzte evangelische Pfarrer von Rhens, Johann Bernhard Delph, 1685 begründet hatte. Über die Geschichte des Marienbildchens, das sich zwischen den Initialen der Bauherren in einer Nische am Erker befindet, darf spekuliert werden. Vielleicht gehörte es zu einem Bildstock, der sich bereits vor dem Bau dieses Hauses an diesem Standort befand. In diesem Fall hätte er wie das Heiligenhäuschen unterhalb der Dionysiuskirche dem Triumph der katholischen Kirche über den Protestantismus Ausdruck verliehen - umso mehr als die Abneigung der Protestanten gegen den katholischen Marienkult ein beliebtes Thema der konfessionellen Auseinandersetzung des 17. Jahrhunderts war.
Text: Alexander Ritter; Torsten Schrade; Dehio, Georg: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz Saarland. Bearb. von Hans Caspary u.a. Darmstadt 1985; redakt. Bearb. S.G.